Stress im Alltag oder am Arbeitsplatz ist eine sehr häufige Ursache für die Entwicklung von psychischen und physischen Erkrankungen. Oft fühlen wir uns diesem Alltagsstress machtlos ausgeliefert. Es fehlt uns dann jegliche Kontrollkraft über Situationen, die uns gefühlsmäßig „über den Kopf hinauswachsen“. Und um genau darum geht es. Was oft missachtet wird, ist die Tatsache, dass sich Stress und Emotionen gegenseitig beeinflussen. In vielen Situationen ist es nicht der Stress an sich, welcher belastend auf uns einwirkt, sondern die dazugehörige Emotion. Denn diese Emotionen werden in vielen Fällen bagatellisiert, missinterpretiert oder erst gar nicht wahrgenommen. Ein effektiver und nachhaltiger Stressabbau ist dann nicht möglich.
Gerade deshalb ist die Abhängigkeit von Stress und Emotionen zu beachten:
Hohe unerwünschte Emotionen sorgen für ein erhöhtes Stressniveau und hoher Stress führt zu starken Emotionen!
Mit diesem Wissen ist der erste Schritt zur Stressregulation (Stressabbau) über Emotionen getan. Wenn wir den Einfluss von Emotionen auf das Stresserleben nicht berücksichtigen und akzeptieren ist es schwierig, diese getrennt voneinander zu betrachten. Aus diesem Grund ist es gerade für Führungskräfte wichtig, einen souveränen Umgang mit den eigenen Gefühlen zu entwickeln. Denn nur dann können stressauslösende Emotionen antizipiert werden und in ihrer Ausprägung und ihrer Stärke an die situativen Bedingungen angeglichen werden.
In anderen Worten: Lernen Sie mit Ihren Emotionen eine Einheit zu bilden!
Wichtige Ziele von emotionsfokussiertem Stressabbau
- Emotionale Stabilisierung
- Besseres Verständnis von sich selbst
- Mit der persönlichen Stresssituation umgehen lernen
- Ressourcenaktivierung
- Belastung reduzieren! Entlastung schaffen!
- Dysfunktionale Denkmuster und Handlungsschemata erkennen und verändern
- Achtsamkeit mit sich selbst und seinen Mitarbeitenden üben
- Flexibilität beim Lösen von Problemen erlernen
- Förderung der Selbstwirksamkeit in Stresssituationen
- Absenken des Stresslevels durch aktives Handeln!
Die ABC-GESUND Skills nach der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT)
Es existiert eine Vielzahl an Modellen und Techniken zur Stressregulation und zur Emotionsregulation im klinischen wie arbeitsorientierten Kontext. Die ABC-GESUND Skills sind eine besonders alltagstaugliche Methode zum Stressabbau. Sie dienen zusätzlich dem Transfer von Emotionsregulationstechniken in den Alltag.
Angenehme Gefühle sammeln
- Achten Sie darauf, dass Sie Ihr Leben lebenswert gestalten.
- Trainieren Sie ein selbstfürsorgliches Denken und Handeln.
- Positiv denken! Verlieren Sie den Spaß / die Arbeitsfreude nicht.
- Lernen Sie loszulassen (bspw. Sorgen, Konflikte, negative Erfahrungen).
Bauen von Verantwortung
- Lernen Sie Verantwortung zu übernehmen und abzugeben.
- Suchen Sie sich im Alltag Möglichkeiten, um gezielt Verantwortung zu übernehmen.
- Übernehmen Sie sich nicht, sondern handeln Sie stets achtsam und reflektiert.
- Seien Sie sich bewusst, dass Sie mit jeder Aufgabe einen Teil zu etwas größerem beitragen.
Chaos durch Planung beseitigen
- Vermindern Sie Stress durch bewusste Planung.
- Bereiten Sie schwierige Situationen vor, indem Sie sich Zeit nehmen und diese gedanklich durchspielen.
- Werden Sie sich bewusst, welche Situationen Sie beeinflussen (ändern) können und welche nicht (erlernen von Akzeptanz).
- Lernen Sie unbeeinflussbare Umstände auszuhalten.
Gymnastik und Sport
- Versuchen Sie sich jeden Tag sportlich zu betätigen.
- Seien Sie fürsorglich mit Ihrem eigenen Körper, und hören Sie auf Ihre Bedürfnisse.
- Körperlicher Ausgleich zum Stressabbau kann schon in Form von wenig Gartenarbeit oder spazierengehen stattfinden.
- Auch Yoga oder kleine Sportgymnastikübungen sind alltagskompatibel und können sowohl privat als auch beruflich in Maßen ausgeübt werden.
Ernährung
- Essen und Trinken sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Energiezufuhr.
- Desto ausgewogener und gesünder Ihr Ernährungsstil, umso mehr Energiereserven kann Ihr Körper nutzen.
- Essen Sie nur wenn Sie Hunger verspüren. Hören Sie auf zu Essen, wenn Ihr Körper Ihnen signalisiert, dass Sie satt sind.
- Vermeiden Sie auch den Nachschlag am Abend, denn mit vollem Magen zu schlafen versetzt den Körper in zusätzlichen Stress.
Schlaf
- Wer „falsch“ schläft provoziert automatisch Stress, daher sind Schlafhygiene Tipps lange nicht mehr nur Methoden für Menschen mit ernsthaften Schlafproblemen.
- Folgende Tipps sind empfehlenswert und leicht umzusetzen, um spürbar Stress zu reduzieren:
- Gehen Sie mmer zur gleichen Zeit zu Bett und stehen Sie immer zur gleichen auf!
- Essen Sie drei Stunden vor dem Schlafen nichts mehr! Aber gehen Sie auch nicht hungrig ins Bett!
- Trinken Sie drei Stunden vor dem Schlafengehen keinen Alkohol mehr! Und konsumieren Sie vier bis acht Stunden vor dem Schlafengehen keine koffeinhaltigen Getränke!
- Stehen Sie zügig nach dem Wachwerden auf, denn ein zu langes Liegenbleiben kann Schlafstörungen fördern.
- Rauchen Sie vor dem Schlafengehen nicht mehr!
- Verbringen Sie keine körperlichen Höchstleistungen mehr nach 18 Uhr!
- Achten Sie auf eine gemütliche und schlaffördernde Raumatmosphäre!
- Bereiten Sie sich innerlich auf das Zubettgehen vor!
- Vermeiden Sie helles Licht und schauen Sie nicht mitten in der Nacht auf Ihr Handy!
- Vermeiden Sie auch jegliche Art von Elektrosmog im Schlafzimmer!
Untersuchungen
- Hören Sie auf Ihren Körper.
- Nehmen Sie Arzttermine und Vorsorgeuntersuchungen wahr.
- Achten Sie auf die in Ihrem Alter empfohlenen Maßnahmen und Untersuchungen.
Drogen und Alkohol meiden
- Drogen wie Alkohol und Nikotin wirken emotionsverstärkend.
- Sie fördern Kontrollverlust und Unselbstständigkeit.
- Nehmen Sie keine „nicht-verordnete Medikamente“.
Mit diesen ABC-GESUND Skills können Sie Ihre eigenen Emotionen besser verstehen und dadurch einen gesünderen Umgang mit der eigenen Gefühlswelt im privaten wie beruflichen Kontext fördern. Diese Skills helfen dabei ausgeglichener zu werden und Stressoren in Form von Ängsten, Konflikten oder Über- bzw. Unterforderung im Arbeitsalltag zu vermindern. So trainieren Sie einen adäquaten Umgang mit stressauslösenden Situationen.
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