Die Ankertechnik – Eine Methode aus dem NLP
Neurolinguistisches Programmieren (NLP) – Was ist das überhaupt?
Die weltweit bekannte Managementmethode NLP wird auch im deutschsprachigen Raum in vielen Persönlichkeitstrainings für Fach- und Führungskräfte angewandt. Dort findet man einen reichhaltigen Werkzeugkasten mit rhetorischen Hilfsmitteln wie z.B. die Ankertechnik. Führungskräfte lernen mit den NLP-Techniken effektiver und überzeugender zu kommunizieren, und das sowohl mit anderen als auch mit sich selbst!
Die NLP-Techniken können nach einiger Übung dazu beitragen, dysfunktionale Lebenseinstellungen, Verhaltensweisen und belastende Glaubenssätze mit funktionalen (gesunden + erfolgreichen) Grundhaltungen zu ersetzen. So können effektive Verhaltensänderungen und erfolgreiche Kommunikationstechniken in Gesprächen mit anderen und mit sich selbst im Selbstcoaching optimiert werden. Die NLP-Techniken helfen den Anwendern sich besser zu fühlen und Erlebtes für sich positiv umzubewerten (Refraiming).
Die 3 Grundbausteine von NLP:
1. Neuro
Veränderungen in neurologischen Prozessen des Gehirns führen zu Verhaltensänderungen.
2. Linguistisch
Das Aufdecken von dysfunktionalen Sprachschemata und das Erlernen von verscheidenen neuen funktionalen Sprachmustern zum bewussteren Einsatz in der Kommunikation steht im Vordergrund der angewandten Methoden.
3. Programmieren
Der Begriff „Programmieren“ beschreibt den Prozess des bewussten oder unbewussten Trainierens und Lernens von Verhaltensmustern, Glaubenssätzen und Lebenseinstellungen. „Ungesunde“ Verhaltensmuster – negative Glaubenssätze, destruktive Verhaltensweisen – werden durch die Techniken des NLPs aufgedeckt und mit neuen gesunden, effektiven Verhaltens -und Denkmustern umprogrammiert.
Neurolinguistisches Programmieren (NLP) – Das Ankern
Die Ankertechnik ist eine der bekanntesten Methoden aus dem NLP Programm. Einen Anker setzen Sie immer dann, wenn Sie eine bewusste oder unbewusste Verknüpfung von Ursache und Wirkung vornehmen. Anker existieren sowohl intern in Form von Gedanken an ein Ereignis aus der Vergangenheit als auch extern in Form von Sinneswahrnehmungen. Diese internen oder auch externen Anker können in uns Reaktionen auf der emotionalen Ebene auslösen. Sie bieten somit die Basis, das erinnerte oder imaginierte Erlebte unter Berücksichtigung der NLP-Methoden zu nutzen.
Eine ähnliche Technik finden wir auch in der darstellenden Kunst. So wie der Schauspieler mit Sinneserinnerungen (Schauspieltechnik: sense memory n. Lee Strasberg) seinen emotionalen Ausdruck authentisch und spontan produzieren kann, so kann auch jeder andere Mensch mit Hilfe der Ankertechnik seinen emotionalen Ausdruck stärken und dynamisieren. Diese Technik ist besonders für Redesituationen hilfreich. Denn wenn sich der Redner zu stark auf den Inhalt seiner Rede konzentriert, fließt in der Regel zu wenig Energie in den emotionalen Ausdruck. Die kognitive Ebene unterdrückt so die emotionale Ebene. Die Resultate sind dann oft langweilige, monotone und ausdruckslose Redebeiträge.
Gefühle ankern
Um die Effektivität dieser Technik zu optimieren, haben wir in unseren Rhetorikseminaren die Ankertechnik mit den oben erwähnten Schauspieltechniken verknüpft. Ihre biographischen Anker können Sie dadurch zu allen für Sie wichtigen emotionalen Ausdrucksvarianten (Stolz / Freude / Hoffnung / Wut / Enttäuschung / Trauer / … ) entschlüsseln und fixieren, um sie für die unterschiedlichsten Redeinhalte, Präsentationen und schwierigen Gespräche zu nutzen.
Einen emotionalen Anker können Sie in jeder Situation setzen, in der Sie sich emotionslos oder in Ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt fühlen. Im Arbeitsalltag hilft Ihnen die Ankertechnik beim Reden vor Gruppen (Vorträge, Präsentationen), Bewerbungs- und Vorstellungsgesprächen oder beim 4-Augen-Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten oder Mitarbeitenden. Ankern ist Ihnen dabei behilflich, einen ungewollten emotionalen Ausdruck zu vermeiden und einen beabsichtigten emotionalen Ausdruck zu produzieren. Sie können dann auch in schwierigen Gesprächs- und Vortragssituationen mit Souveränität und Selbstvertrauen auftreten.
Die Ankertechnik
Im Folgenden werden Ihnen 4 Schritte vorgestellt, mit denen Sie es schaffen können, in angespannten Situationen einen Freude-Anker zu setzen, sodass Sie gelassener und handlungsfähiger agieren können. Vorbereitend brauchen Sie lediglich einen sogenannten Trigger, den Sie dann bei Bedarf auslösen können, um den gewünschten Anker zu setzen. Dieser Trigger kann ein Kneifen in den Arm, das Berühren einer bestimmten Körperstelle oder ein einfaches, tiefes Ein- und Ausatmen sein. Entscheiden Sie sich je nachdem, was für Sie am besten in den Alltag integrierbar und schnell abrufbar ist. Achten Sie außerdem darauf, dass Ihr gewählter Trigger einzigartig ist, sodass Sie Ihn nicht aus Versehen in einer Situation auslösen, in der er zu unangebrachtem Verhalten führen würde. Beginnen wir nun mit der Technik des Ankerns:
1. Erzeugen Sie einen intensiven Gefühlszustand – z.B. Freude
- Versuchen Sie sich an eine Situation aus Ihrer Vergangenheit zu erinnern, in der Sie große Freude verspürten. Versetzen Sie sich so gut es geht mit allen Sinnen in diese Erinnerung zurück. Was sehen, riechen, hören, schmecken und fühlen Sie?
2. Ankern Sie diesen Gefühlszustand
- Setzen Sie nun den Anker, wenn Sie nahezu dasselbe Gefühl an Freude verspüren wie in der erinnerten Situation. Dafür müssen Sie Ihren Trigger, also Ihre im Vorhinein festgelegte Geste oder Berührungen ausüben.
- Wichtig: Üben Sie Ihren Trigger mehrmals und für ein paar Sekunden aus, aber nur solange, wie Ihr Hochgefühl an Freude anhält.
3. Ablenkung / Unterbrechung des Gefühlszustandes
- Es ist wichtig, den Gefühlszustand, den Sie durch Ihre Imagination erzeugt haben, während des Erlernens des Ankerns zu unterbrechen, um in einen neutralen Zustand zurückkehren zu können. Nur dann kann Ihr Anker zuverlässig getestet werden.
- Lenken Sie sich ab, tun Sie etwas anderes! Laufen Sie einmal ums Haus oder zählen Sie von 100 rückwärts.
4. Stellen Sie Ihren Anker auf die Belastungsprobe
- Sie befinden sich jetzt in einem neutralen Gefühlszustand. Führen Sie nun Ihren Trigger aus.
- Achten Sie auf Ihre innere Reaktion: Testen Sie, ob Ihr Anker das Gefühl von Freude auslöst, dass Sie geankert haben.
Transfer in den Alltag
Klappt das Ankern noch nicht so wie gewünscht, und ist das geankerte Gefühl durch den Trigger noch nicht wirklich spürbar, dann ist das völlig normal und gehört zur Entwicklung des neurolinguistischen Programmierens bzw. des Ankerns dazu. Um diese Technik adäquat im Arbeits- wie Privatleben anwenden zu können, ist viel Übung erforderlich. Wiederholen Sie die oben genannten vier Schritte immer wieder und Sie werden merken, wie Ihnen nicht nur das Anker setzen leichter fallen wird, sondern auch, wie Sie selbst in schwierigen Situationen immer selbstbewusster und handlungsfähiger werden.
BILDQUELLE: AdobeStock_75496864.jpeg_Anker