Überzeugend Präsentieren mit Emotionen – ein Qualitätsunterschied
So eine Situation hatte sicherlich jeder von uns schon einmal beim Referieren erlebt: Sie sind fachlich gut vorbereitet, haben eine inhaltlich stimmige Didaktik und sind selbst von dem überzeugt, was Sie präsentieren. Doch irgendwie soll es nicht funktionieren. Sie schaffen es nicht, Ihre Zuhörer für sich zu begeistern; so verlieren sie wahrscheinlich die Aufmerksamkeit einiger Zuhörer im Laufe Ihrer Präsentation. Denn wenn sich einige Personen im Publikum gelangweilt fühlen und sich mit Ihrem Handy oder anderen Dingen beschäftigen, dann haben Sie es offensichtlich nicht geschafft, das Plenum von sich und Ihren Themen zu überzeugen.
Sei es früh zu Schulzeiten bei Referaten, in der Ausbildung, im Studium beim Reden vor Gruppen oder im späteren Berufsleben bei Verhandlungen oder Verkaufsgesprächen:
Wenn Sie überzeugend präsentieren wollen, dann brauchen sie den passenden emotionalen Ausdruck für Ihr Thema. Emotionen sind essenziell für die Qualität und Überzeugungskraft Ihres Vortrags. Schaffen Sie es mit Emotionen – wie Freude, Wut, Überraschung oder Euphorie – den Inhalt Ihres Vortrages so zu vermitteln, dann werden Sie Ihre Zuhörerschaft für Ihr Anliegen begeistern und zum Handeln oder Nachdenken motivieren.
Mehr Überzeugungskraft durch emotionalen Ausdruck
Ihnen stehen beim Präsentieren – genau wie im Alltagsleben – die breite Palette an Emotionen zur Verfügung. Diese unterteilt sich nach Ekman (1977) in Basisemotionen und Zusatzemotionen. Die 6 Basisemotionen sind Freude, Trauer, Wut, Ekel, Angst und Überraschung. Arbeiten Sie mit diesen Emotionen und werden Sie sich bewusst, welche Funktion Sie erfüllen. Wir machen Ihnen das an den drei folgenden Basisemotionen deutlich:
WUT
Mit Wutgefühlen kann man beispielsweise Enttäuschungen deutlich machen und daraus Veränderungswünsche einfordern. Wut bezieht sich immer auf etwas Gegenwärtiges und eignet sich somit oft zur Fokussierung auf Enttäuschungen und Werteverletzungen (Mangel oder Verlust von Gerechtigkeit, Respekt, Würde, … ). Wut bringt Ihre Zuhörer mental und emotional sehr schnell ins Hier und Jetzt zurück.*
ANGST
Die Emotion Angst funktioniert auf ähnliche Art und Weise. Sie ist immer zukunftsorientiert. Angst wird immer ausgelöst durch eine Art der Bedrohung (z.B. Prüfungsängste, Existenzängste, Verlustängste, …). Angstszenarien sollen bei der Zuhörerschaft Schutz-Gefühle und/oder Handlungsmotivation auslösen. Wenn Sie Ihr Publikum zum Handeln oder zum Nachdenken aufrütteln wollen, können Ihnen Angstbilder in Präsentationssituationen als Ausdrucksverstärker dienen. Doch beachten Sie: Angst funktioniert immer als Trigger und sollte daher mit äußerster Vorsicht gebraucht werden.*
FREUDE
Freude, bzw. Euphorie ist sicherlich die schönste und wichtigste Emotion, mit der Sie Ihre Inhalte präsentieren können. Freude befindet sich sowohl in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Sie ist universell einsetzbar und zielt auf Gemeinschaft und der Verbesserung der Lebensqualität ab. Seien Sie sich im Klaren, dass Sie mit genügend Freude und Euphorie für Ihre Präsentation nichts falsch machen können. *
*Achtung:
Achten Sie immer auf die authentische Verhältnismässigkeit von emotionaler Energie und inhaltlicher Bedeutung für die Zuhörer: Seien Sie emphatisch und vermeiden Sie Unter- und vor allem Übertreibungen bei jedem emotionalen Ausdruck.
Überzeugend Präsentieren – Tipps zur praktischen Umsetzung
Um Ihren Vortrag oder Ihre Präsentation emotional anzubinden und dabei größtmögliche Authentizität auszustrahlen, können die folgenden Tipps & Tricks behilflich sein:
Die Überzeugungskraft
Sie müssen sich soweit auf Ihre Präsentation vorbereiten, dass Sie selbst Ihr größter Zuhörer werden! Sind Sie selbst nicht vom Inhalt Ihres Vortrags überzeugt, können Sie auch nicht erwarten, dass Ihnen gespannt zugehört wird.
Das Publikum
Seien Sie emphatisch und werden Sie sich vor jedem Vortrag bewusst, wen Sie ansprechen! Befinden Sie sich in einem eher ruhigen, entspannten Rahmen mit Kollegen und Freunden oder wollen Sie Ihre potenziellen neuen Geschäftspartner überzeugen? Passen Sie Ihre Emotionalität der Situation und der Zuhörerschaft an. Trainieren Sie deswegen Ihre Präsentation mit Freunden, Kollegen oder einem/einer professionellen Rhetoriktrainer:in.
Der Blickkontakt
Schenken Sie Ihrem Publikum die Aufmerksamkeit, die Sie von Ihrem Publikum erwarten! Dies funktioniert besonders gut über den Blickkontakt. Ihre Zuhörer fühlen sich dadurch persönlich angesprochen und ernst genommen. Ihnen wird es so viel leichter fallen, die Bindung zum Publikum aufrechtzuerhalten.
Weniger Präsentieren – Mehr begeistern
Sprechen Sie Ihr Publikum direkt an, binden Sie es mit ein, anstatt nur Ihre Inhalte abzuarbeiten. Sie halten den Vortrag nicht für sich, sondern für die anderen. Behilflich können dabei Medien wie Powerpoints, Fotos, Videos, usw. sein. Übertreiben Sie es aber nicht damit, das kann Ihr Publikum eher verwirren und überfordern.
Geschichten oder kleine Anekdoten aus dem Alltag sind sehr leicht mit unseren eigenen Emotionen verknüpfbar. Nutzen Sie diesen Umstand für sich und bringen Sie immer mal wieder kleine Geschichten mit in Ihre Präsentation ein. Sie werden merken, dass es dem Publikum leichter fallen wird, Ihnen zu folgen. Sie wirken aufgrund der emotionalen Anbindung und der passenden Geschichten sympathischer und nachvollziehbarer.
Ekman, P. (1977). Biological and cultural contributions to body and facial movements. In J. Blacking (Hg.), Anthropology of the body (S. 39-84). London: Academic Press.