Die hohe Kunst des Nein sagens und Bitte sagens
• Kennen Sie das? Momente, in denen man am liebsten einfach nur „NEIN“ gesagt hätte, sich aber trotzdem wieder hat hinreißen lassen nachzugeben? Ähnlich verhält es sich oft mit Situationen, in denen wir auf Hilfe angewiesen sind, aber es einfach nicht schaffen, diese zu erbitten. Oft trauen sich Menschen nicht um etwas zu bitten, weil sie Angst vor den ablehnenden Reaktionen haben. Aber auch unser eigener Stolz kann uns im Weg stehen und uns zu Verhaltensweisen hinreißen, die wir uns im Nachhinein so gar nicht gewünscht hatten. Kommunikationsfähigkeiten wie Nein sagen oder Bitte sagen sind in solchen Momenten sehr hilfreich.
Diese Fähigkeiten müssen Sie trainieren, damit Sie Ihre:
- Ziele durchzusetzen.
- Beziehungen bewusst gestalten.
- Selbstachtung wahren und bestenfalls stärken.
In der Praxis ist die Umsetzung dieser Kommunikationsziele leider oft schwierig, denn viele Menschen können Ihre unterschiedlichen privaten oder beruflichen Bedürfnisse nur schwer artikulieren. Aus dem Grund ist es sehr hilfreich, wenn man weiß, in welchem Kontext (Situationstyp) man sich gerade befinden.
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Verschiedene Situationstypen und dazugehörige „Machtverhältnisse“
Ob Ihre Verhaltens- und Denkweisen angebracht sind, ist abhängig von den gegebenen Machtverhältnissen der jeweiligen Situation. Im „sozialen Kompetenztraining“ der Psychologie werden dafür drei Situationstypen bestimmt:
- „Durchsetzen von Rechten“
- „Gestalten von Beziehungen“
- „Erwerben von Sympathie“
Innerhalb dieser Situationstypen existieren unterschiedliche Machtverhältnisse zwischen den beteiligten Parteien. Das ICH (eigene Ziele und Wünsche) und das DU (Ziele und Wünsche des Gegenübers) werden so je nach Thematik der Situation stärker oder schwächer in der Kommunikation gewichtet.
Durchsetzen von Rechten
Beim „Durchsetzen von Rechten“ steht das ICH im Vordergrund und das DU rückt in den Hintergrund. Bei diesem Situationstyp kommt es darauf an, dass Sie Ihre eigenen Rechte und Interessen deutlich und selbstbewusst kommunizieren.
Gestalten von Beziehungen
Beim „Gestalten von Beziehungen“ stehen sich das ICH und das DU im ausgeglichenen Machtverhältnis gegenüber. Geben Sie Ihrem Kommunikationspartner deshalb genügend Freiraum und Akzeptanz. Aber achten Sie zusätzlich darauf, dass Sie Ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen im gleichen Maße Beachtung schenken.
Erwerben von Sympathie
Beim „Erwerben von Sympathie“ steht das DU im Vordergrund und das ICH im Hintergrund. Wollen Sie Sympathie erwerben, sollten Sie Ihrem Gegenüber mehr Freiraum und Akzeptanz gewähren, als Ihnen selbst in der Situation vielleicht eigentlich lieb wäre. Zeigen Sie Ihrem Gegenüber, dass seine Bedürfnisse auch im Mittelpunkt stehen dürfen.
Die wichtigsten Faktoren um Nein zu sagen oder um etwas zu bitten
Inwiefern das Durchsetzen von Rechten oder das Erwerben von Sympathie in Alltagssituationen konfliktfrei verläuft, ist abhängig von einigen Faktoren.
Die wichtigsten Faktoren bei der Entscheidung, ob und mit welcher Intensität Sie „Nein sagen“ oder „um etwas bitten“, sind:
- Der Zeitpunkt
Wie günstig ist der jetzige Zeitpunkt, um „Nein zu sagen“ / „um etwas zu bitten“? - Die Rechte
Habe ich das Recht „Nein zu sagen“/“um etwas zu bitten“? - Die Beziehung
Ist es unserer Beziehung angemessen „Nein zu sagen“ / „um etwas zu bitten“? - Die Zuständigkeit
Kann/darf ich aufgrund meiner Zuständigkeit „Nein zu sagen“ / „um etwas zu bitten“? - Die Ziele
Wie relevant ist das „Nein sagen“ / „Bitte sagen“ für meine Zielerreichung? - Die Selbstachtung
Fühle ich mich authentisch und kompetent „Nein zu sagen“ / „um etwas zu bitten“?
Vergegenwärtigen Sie sich diese Analysefaktoren vor einer Konfrontation und machen Sie sich mit Hilfe der drei folgenden Aussagen mit den Machtverhältnissen der jeweiligen Situation vertraut:
- Geht es darum „Nein zu sagen“, befinden Sie sich im Situationstyp „Durchsetzen von Rechten“. Ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen sollten den Hauptaspekt der Kommunikation bilden.
- Geht es darum „um etwas zu bitten“, befinden Sie sich im Situationstyp „Erwerben von Sympathie“. Die Bedürfnisse und Interessen des Gegenübers sollten den Hauptaspekt der Kommunikation bilden.
- Achten Sie jedoch sowohl beim „Nein sagen“, als auch beim „Bitte sagen“ auf eine Beziehungsqualität, die von Respekt und Akzeptanz geprägt ist.
Nur eine wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe
ist eine für alle Parteien zielführende Kommunikation !