Wie Sie Füllwörter und Verlegenheitslaute vermeiden
Wer kennt sie nicht oder hat sie noch nicht gehört? „Ähmm“ / „und äh“/ häufiges „ja“/“sach ich mal“/ an dieser Stelle / uva. . Diese oder ähnliche Verlegenheitslaute oder ständig genutzte Füllwörter können die Konzentrationsfähigkeit der Zuhörer stark strapazieren. In besonders extremen Fällen ist es oft so, dass man vom Inhalt nichts mehr versteht, weil man nur noch auf das nächste „Ähmm“ oder ein nervendes Füllwort wartet. Das Verwunderliche ist dabei, dass der Redner selbst das Füllwort oder den Verlegenheitslaut bei sich selbst oft gar nicht wahrnimmt. Verlegenheitslaute kann man jedoch nur vermeiden, wenn man sie selbst auch hört. Aus diesem Grund müssen die betroffenen Redner*innen zunächst durch ein Hörtraining für diese Laute sensibilisiert werden.

Bekannte und häufig genutzte Verlegenheitslaute:
- „Ähmm“
- „äh“ + „und äh“
- „häufiges: ja?“ oder „so!“
- „nee?“
- ständiges Räuspern
Bekannte und häufig genutzte Füllwörter:
- „sozusagen“
- „und“ / „oder“
- „sach ich (jetzt) mal“
- „genau“ (gehört zu den modernen Füllwörtern)
- „an dieser Stelle“
- „im Prinzip“
- „am Ende des Tages“
- u.v.a. zum Teil auch regionalbedingte Füllwörter
Häufiger Konjunktiv mit Tendenz zur Verharmlosung der Aussage:
- „bisschen“
- „könnte“ / „möchte“ …
- „eigentlich“
- „nur mal eben / kurz“
- „nicht schön“ / „nicht nett“ / nicht erfreut/glücklich“
4 Tipps zur Vermeidung von Füllwörter und Verlegenheitslaute
- WAHRNEHMUNG
Verlegenheitslaute werden vom Sprecher oft selbst nicht gehört oder als störend wahrgenommen. Erst wenn man den Sprecher darauf hinweist, kann er sich selber für seine Verlegenheitslaute oder Füllwörter sensibilisieren. Bitten Sie deswegen eine vertraute Person, darauf zu achten, wie oft und wann Sie besonders häufig zu Verlegenheitslauten oder Füllwörter neigen. Wenn Sie in Zukunft Füllwörter und Verlegenheitslaute vermeiden wollen, ist es zunächst wichtig, die Ursache für die Entstehung dieser Laute zu erkennen. Auch wenn wir viele verschiedene individuelle Ursachen analysieren können, gibt es doch vier sehr weit verbreitete Auslöser:- Lampenfieber / Versagensängste;
- schlechte inhaltliche Vorbereitung;
- zu schneller Redefluss (wenig Einatempausen);
- Falsche Betonung am Satzende
ÜBUNG: Beobachten Sie andere Sprecher und analysieren Sie den Sprechrhythmus, die Pausensetzung und den Appellcharakter des Redners. Vergleichen Sie dann diese Sprechqualität mit Berufssprechern (Nachrichtensprechern, Fernseh- und Radiomoderatoren). Welche Unterschiede können Sie feststellen?
- ATMUNG + BETONUNG
Wenn Sie Füllwörter und Verlegenheitslaute vermeiden wollen, müssen Sie kürzere Sätze sprechen lernen. Denn die meisten Verlegenheitslaute entstehen durch eine Aneinanderreihung von Halbsätzen, die kein Satzende finden. In unseren Rhetorik Seminaren erleben wir nicht selten, dass 3 oder 4 Minuten gesprochen wird, ohne dass ein Punkt am Satzende hörbar wird. Der Zuhörer kann dadurch viele Aussagen nicht verstehen und verliert so die Konzentrationsfähigkeit. Der Sprecher muss seine Betonungsqualität optimieren, wenn er Füllwörter und Verlegenheitslaute vermeiden will. Dazu muss der am Satzende richtig atmen können.
ÜBUNG: Lernen Sie Texte laut vorzulesen. Achten Sie darauf, dass Sie am Satzende die Betonung nach unten führen.
- BLICKKONTAKT + GESTIK
Auch wenn Sie jetzt denken:„Was hat mein Verlegenheitslaut mit der Gestik zu tun?“, werden Sie durch den bewussteren Einsatz von Gestik und eines fokussierteren Blickkontaktes spüren, dass Sie wesentlich weniger Füllwörter und Verlegenheitslaute gebrauchen werden.
ÜBUNG: Lernen Sie Appelle in Ihren Aussagen zu spüren, denn Ihre Sätze brauchen eine klare Richtung und ein deutliches Ziel. Wenn Sie ohne Absicht (Ziel / Appell) sprechen, dann werden Sie weiterhin viele Füllwörter nutzen. Denken Sie daran, Sie sind kein Schüler mehr, der nach seinen Merkfähigkeiten beurteilt und verurteilt wird. Sie sind jetzt selbst pädagogischer Wissensvermittler und haben eine Botschaft, ein Ziel und einen eindeutigen Appell zu formulieren. Achtung: Auch Zweifel brauchen einen Appellcharakter.
- KONJUNKTIV + VERHARMLOSUNG
Der Konjunktiv ist für den Gebrauch von Höflichkeitsformen sehr nützlich. Er macht uns freundlicher, sympathischer und lässt uns zurückhaltender wirken. Darüber hinaus brauchen wir ihn natürlich auch für hypothetische Annahmen. Er hilft uns auch in angespannten emotionalen Situationen als Selbstschutztechnik, um Eskalationen zu vermeiden. Auf diesen Kommunikationsebenen ist er sehr hilfreich und sinnvoll.
Aber für klare Aussagen, Zielsetzungen und Handlungsaufträge ist der Konjunktiv tendenziell eher ungeeignet. Denn Sie verwässern damit Ihre Aussagen, Ihre Sätze verlieren den Appellcharakter und Ihr wirkliches Ziel wird nicht hörbar und verstanden.
Vermeiden Sie auch den Gebrauch von Verharmlosungen: Anstatt „nicht schön“ – sagen Sie lieber „schlecht/hässlich“ – anstatt „nicht nett“ – sagen Sie lieber z.B. „unverschämt/gemein“.
ÜBUNG: Lernen Sie klare Aussagen zu formulieren und verzichten Sie auf den Gebrauch von Verharmlosungswörtern und Verharmlosungsformulierungen. Das Wort bisschen möchte ich hier besonders hervorheben, denn es hat eine außergewöhnlich wirkungsvolle Art, Ihre Aussagen zu verharmlosen.