Führungskompetenz mit Hilfe von Selbstführung
Das innere Team – Eine Selbstcoachingmethode
• Der Kommunikationswissenschaftler und Psychologe Friedemann Schulz von Thun entwickelte das „Innere Team“, um einen ausgeglichenen Umgang mit sich selbst in schwierigen Entscheidungs- oder Konfliktsituationen zu ermöglichen. Im Kern hilft Ihnen das Bewusstsein über die Existenz Ihres inneren Teams, die Kommunikation mit Ihrem Innenleben zu optimieren und stärkt so Ihre Selbstsicherheit. Mit der Arbeit am inneren Team lernen Sie verschiedene Persönlichkeitsanteile / innere Teammitglieder (Positionen, innere Haltungen, unterschiedliche Gefühle und Bedürfnisse) Ihrer Selbst kennen und zu verstehen.

Das innere Team – Das Meeting der Interessenvertreter
Die verschiedenen inneren Teammitglieder (Ich-Anteile) werden uns bewusst, wenn man sich seine verschiedenen Ich-Anteile, bzw. inneren Stimmen wie Interessenvertreter in einem großen Firmenmeeting vorstellt. Jeder Vertreter kommt mit seinen individuellen Wünschen und Vorstellungen in dieses Meeting. Dort wird er, je nachdem wie dynamisch, extrovertiert oder überzeugt sein Auftreten ist, im Meeting eher gesehen und vor allem auch gehört. Dadurch kommt es zu Vertretern, deren Inhalte mit hoher Wahrscheinlichkeit eher berücksichtigt werden und häufiger in Entscheidungsprozessen Anklang finden. Ruhige, introvertierte, vielleicht nicht immer ganz überzeugte Vertreter werden es in diesem Meeting hingegen schwerer haben, ihre Interessen und Inhalte zu vermitteln. So bleiben die lautesten auch die mächtigsten Stimmen und führen zu einer eventuellen Verzerrung des Meeting Ergebnisses.
Achtung: Wie in einem realen Meeting-Team können jedoch auch im inneren Team verletzte, übersehene oder zurückgewiesene Teilnehmer starke emotionale Kräfte entwickeln. Meetingprozesse können dadurch negativ beeinflusst werden und Entscheidungsprozesse erschwert werden.
Das innere Team – selbstbestimmtes Entscheiden und Konfliktlösungskompetenzen
Lernen Sie deswegen alle inneren Teammitglieder kennen, damit Sie Ihre inneren Vertreter mit all Ihren Bedürfnissen, Ängsten, Emotionen erkennen und lenken können. Ihr innerer Perfektionist wird z.B. solange auf Sie einreden, bis sein Perfektionismus erfüllt ist. Ähnlich verhält es sich mit dem inneren Zweifler oder Pessimisten. Auch diese inneren Anteile werden Sie nicht in Ruhe lassen, bis ihre Ängste auch wirklich erfüllt oder endgültig beseitigt sind. Eine große Herausforderung, die jedoch unerlässlich für jede Form von Selbstführung ist.
Von daher ist es wichtig, dass gerade solche inneren Vertreter nicht immer die längste Redezeit und Entscheidungskraft in Ihrem inneren Meeting bekommen. Lassen Sie diejenigen Anteile in sich zu Wort kommen, die normalerweise eher im Hintergrund stehen. So wird Ihre Sichtweise auf Konflikthemen und Entscheidungsprozesse erweitert und Sie lernen Denkweisen kennen, die vorher vielleicht nur sehr selten in Ihren Fokus standen. Als Führungskraft haben Sie eine Verantwortung Ihren Mitarbeitenden gegenüber: Es sollte jeder zu Wort kommen dürfen. Das gleiche gilt auch für ihr „inneres Team“ und so lernen Sie Ihre Teammitglieder respektvoll und situationsgerecht zu führen:
1. Phase: Problembeschreibung
- Schildern Sie Ihr Problem und versuchen Sie es in einem relativ prägnanten Satz zu formulieren. Dadurch wird das Problem konkret und Veränderungsperspektiven deutlicher.
- Hilfreiche Fragen könnten sein: „Was macht mir momentan am meisten Sorgen?“, „Welche Entscheidung fällt mir besonders schwer?“, „Bin ich unglücklich? Wenn ja, weshalb?“.
2. Phase: Identifikation der einzelnen inneren Teammitglieder
- Setzen Sie sich mit Ihren inneren Stimmen auseinander und lernen Sie zu verstehen, wer da spricht!
- Benennen Sie Ihre verschiedenen inneren Anteile (bspw. „der Angsthase“; „die Dramaqueen“; „der Verständnisvolle“) und schreiben Sie diese auf, um einen Überblick darüber zu gewinnen, wer in Ihrem Kopf und Bauch das Sagen hat und wer nicht.
3. Phase: Das innere TEAM-Meeting
- Sprechen Sie nun Ihre inneren Anteile an, die Sie bisher sehr wenig oder noch gar nicht gehört haben. Seien Sie neugierig, welche versteckten, ängstlichen, verdrängten, unerlaubten, … inneren Teammitglieder sich Gehör verschaffen wollen. Wenn Sie eher zum Pessimismus neigen, dann lassen Sie ruhig auch einmal den Optimisten oder den Träumer in sich zu Wort kommen!
- Gibt es noch ungeklärte Fragen / Bedürfnisse / Themen, dann können Sie gerne weitere innere Ich-Anteile zum Meeting hinzufügen. Oft verhelfen uns das innere Kind oder der Sachliche eine neue Perspektive zu erhalten.
4. Phase: Entscheidungsfindung
- Sie sind die Führungskraft Ihres inneren Teams! Entscheiden Sie frei wessen Beitrag Sie letztendlich in die Tat umsetzten.
- Seien Sie sich dabei immer bewusst: Nicht immer die lautesten Stimmen in Ihrem Kopf oder Bauch sollten erhört werden, sondern diejenigen, die sich in der jeweiligen Situation am stimmigsten anfühlen.
Achten Sie im speziellen darauf, dass Sie sich selbst nicht mit Ihren inneren Anteilen verwechseln. Sie spiegeln Träume, Ängste, Sehnsüchte, etc. in Ihnen wider und bilden Sie niemals als Gesamtheit ab.
Ein geübter Umgang mit Ihrem „inneren“ Team wird Ihnen als Führungskraft auch im alltäglichen Umgang mit Ihrem „äußeren“ Team, Ihren Mitarbeitenden, eine große Hilfe sein. Ihre emphatischen Fähigkeiten (soziale Kompetenz) können Sie dadurch deutlich steigern.