Emotionale Intelligenz ist für erfolgreiche Führungskräfte ungleich wichtiger als Fachkompetenz und Wissen. Mehr EQ statt IQ.
Top Manager wechseln immer mal wieder branchenübergreifend in andere Konzerne. Nicht weil sie so ein umfassendes Wissen haben, dass sie in jeder Branche zu den besten gehören, sondern weil es für Führungskräfte auf andere Qualitäten ankommt. Und eine der wichtigsten Führungsqualitäten ist die Fähigkeit der emotionalen Intelligenz.
EQ vs. IQ – Emotionale Intelligenz steigern
Vielleicht kennen Sie diese Situation – aus Sicht des Angestellten oder der Führungskraft: Ihr Kollege oder Angestellter ist ein absolutes Ass auf seinem Gebiet, jedoch nur fachlich. Dass er nicht zur Teamfähigkeit in der Lage ist und auf seine Mitarbeitenden eher demotivierend wirkt als motivierend, zeigt sich in vielen Sitautionen:
- Er gibt sein Wissen nur ungern weiter.
- Er setzt sich gerne in Szene und diskutiert nur um Recht zu haben.
- Bei Meinungsverschiedenheiten reagiert er schnell gereizt und fühlt sich angegriffen.
- Er teilt jedoch gern aus und verletzt dabei andere.
Letztendlich wird er gekündigt, trotz fachlicher Topleistungen. Warum? Kurz gesagt, es fehlt ihm die emotionale Intelligenz, denn er ist sozial inkompetent. Denn was nützt ihm seine hohe Fachkompetenz, wenn ihm die Fähigkeit fehlt, diese zu teilen und im Team anzuwenden?
Eines steht fest: Im heutigen Zeitalter legen die meisten Unternehmen mehr Wert auf die sozialen Kompetenzen (EQ) als auf die reine Fachkompetenz (IQ) einer Führungskraft.
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Was ist Emotionale Intelligenz?
Definition emotionaler Intelligenz:
Die Fähigkeit, eigene und fremde Gefühle (korrekt) wahrzunehmen, zu verstehen und zu beeinflussen. (John D. Mayer, University of New Hampshire und Peter Salovey, Yale University, 1990).
Da diese Definition sehr theoretisch und allgemein formuliert ist, hier einmal ein lebendiges Beispiel, dass Sie so oder ähnlich mit Sicherheit kennen:
Zahlreiche erfolgreiche Unternehmer gehörten zu Schulzeiten eher zu den Schlusslichtern. Abgebrochene Schule oder Studium und regelmäßige Kommentare von Lehrern und Familie, dass “aus dem nie was wird”. Jedoch heute führen sie erfolgreiche Unternehmen, obwohl sie mit Sicherheit nicht die besten Fachkräfte der Firma sind. Denn Menschen mit durchschnittlichem IQ sind erstaunlich häufig die besseren Führungskräfte. Diese Erkenntnis setzt sich in immer mehr Unternehmen durch. Erfolgreiche Führungskräfte müssen vor allem führen können. Nur wenn Sie als Führungskraft eine ausgeprägte emotionale Intelligenz haben und Ihre emotionalen Kompetenzen weiterentwickeln, können Sie Ihre Mitarbeitenden erfolgreich führen und Projekte zu Erfolgen führen
Lesen Sie zu diesem Thema auch unsere Blog-Artikel:
Definition der emotionalen Intelligenz laut Daniel Goleman
Nach Goleman besitzen Sie viel emotionale Intelligenz, wenn Sie…
- …Ihre eigenen Emotionen – und auch die Ihrer Mitmenschen – in bestimmten Situationen (er)kennen.
- …Ihre Gefühle der Situation angemessen einsetzen können, Sie diese also weder unterdrücken noch ununterbrochen äußern.
- …das richtige Gespür dafür haben, wann und wie Sie sich selbst und andere motivieren können. ☞ Mitarbieter richtig motivieren
- …die Fähigkeit besitzen, sich in andere hineinversetzen zu können.
- …Beziehungen zu anderen gerne und regelmäßig pflegen.
Lässt sich emotionale Intelligenz erlernen?
Nein, emotionale Intelligenz ist größtenteils angeboren. Die gute Nachricht ist aber, dass fast jeder Mensch genügend emotionale Intelligenz besitzt. Sie brauchen nur lernen, sie richtig einzusetzen.
Emotionale Kompetenz und Empathievermögen hingegen lassen sich trainieren. Wenn Sie diese Kompetenzen erweitern, lernen Sie, Ihre emotionale Intelligenz situativ richtig einzusetzen.
Training emotionaler Kompetenzen
Mit den folgenden Punkten können Sie Ihre emotionalen Kompetenzen ganz einfach im Alltag trainieren.
Ihr eigenes Selbstbild erstellen
1. Frage: Wann reagieren Sie wie?
To-Do: Notieren Sie sich alle Ereignisse, die in Ihnen besondere Emotionen ausgelöst haben, z. B. Verärgerung, Aufregung, Euphorie, Eifersucht usw. Wenn Ihnen jetzt nur das letzte Ereignis der letzten Woche einfällt, ist das in Ordnung. Sammeln Sie einfach zukünftige Ereignisse, bis Sie der Meinung sind, sich selbst besser einschätzen zu können.
Bsp.: “Vor einigen Monaten/letzte Woche/gestern hatte ich eine Auseinandersetzung mit meinem neuen Kollegen/meine Mutter/meinem Partner. Es ging um das Thema XY. Ich habe mich … gefühlt, weil…” (“Ich habe mich schlecht/gut gefühlt” reicht nicht aus.)
Nutzen Sie für Ihre Beschreibungen spezifische Gefühlswörter: froh, gelassen, verärgert, ängstlich, wütend, verliebt, erschöpft, gedemütigt, gelobt, gewertschätzt …
2. Frage: Welche Situationen ähneln sich? Wie haben Sie jeweils auf Ihr Gegenüber reagiert? Wie ist die Situation daraufhin ausgegangen?
To-Do: Ebenfalls notieren. Vergleichen Sie alle Situationen miteinander. Sie werden feststellen, dass sich viele von ihnen wiederholen, genau wie Ihre Reaktionen und das Ergebnis.
Bsp.: “Immer, wenn mein Kollege mit Thema XY angefangen hat, haben wir die gleiche Diskussion geführt. Jedes Mal kamen wir zu keinem positiven Ergebnis und haben nur Zeit verschwendet.”
Bsp.: “Immer, wenn mein Partner dies und jenes gemacht hat, habe ich total überreagiert und einen Streit vom Zaun gebrochen.”
Bestimmte Verhaltensmuster festigen sich in unserem Gehirn. Das hat zur Folge, dass wir oft dieselben Fehler aus Gewohnheit machen. So geht es jedem. Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz arbeiten an sich und lernen solche lästigen Verhaltensmuster aufzubrechen. So wirken sie bei kniffligen Angelegenheiten oft sympathisch und gelassen, quasi makellos.
Warum ist das so? Weil Sie erkannt haben, welche Situationen und Themen sie aus der Fassung gebracht haben und vor allem warum dies passiert ist. Nur wer seine Emotionen und die daraus resultierenden Reaktionen gut genug kennt, kann diese auch bewusst einsetzen. Nachdem Sie sich in den ersten Punkten mit Ihren “Macken” bekannt gemacht haben, gehen wir zum nächsten Schritt:
Emotionen der Situation entsprechend einsetzen
3. Frage: Haben Sie einmal die Erfahrung gemacht, dass Sie Ihre Emotionen unterdrückt haben oder Ihre Emotionen ein anderes Mal völlig übergekocht sind?
Falls Sie sich solche Situationen notiert haben und sich mit ihnen auseinandergesetzt haben, sollte Ihnen aufgefallen sein, dass Sie sich immer und immer wieder zusammengerissen haben. Versuchen Sie die Gründe zu erkennen! Vermutlich wollten Sie höflich sein, oder Sie wollten sich nicht blamieren. Als Sie dann aber die Fassung verloren haben, haben Sie sich vermutlich blamiert und waren unhöflich.
To-Do: Bei der nächsten ähnlichen Gelegenheit erinnern Sie sich bewusst an den letzten Vorfall. Äußern Sie deutlicher Ihre Gefühle, indem Sie sie aussprechen. Sie werden merken, wie befreiend es sein kann, wenn sich keine Wut aufstaut. Nehmen Sie sich außerdem bei wichtigen Anliegen 3 bis 5 Sekunden Zeit, bevor Sie übereilt antworten.
Selbstmotivation üben
Motivation ist ansteckend. Wenn Sie also die Fähigkeit besitzen, sich selbst zu motivieren, überträgt sich diese Eigenschaft auf Ihr Umfeld. Andersherum wissen Sie sicher, wie stark ein demotivierter Kollege ein ganzes Team beeinflussen kann.
To-Do: Hier geht es mehr um das Wann als das Wie. Emotional intelligente Personen reagieren rechtzeitig, sobald Sie merken, dass ein Motivationstief im Anmarsch ist. Die Kunst besteht darin, gleich zu handeln und sich nicht gehen zu lassen.
Machen Sie es mit Ihrem Umfeld, beispielsweise Ihren Angestellten, genau so. Wenn sich erst einmal Demotivation ausgebreitet hat, ist diese sehr schwer rückgängig zu machen. Bleiben Sie stets am Ball und bemerken Sie rechtzeitig Verstimmungen unter Kollegen oder Angestellten.
Entfalten Sie Ihr Empathievermögen
Sich in sein Umfeld hineinzuversetzen ist eigentlich nicht schwer. Es wird nur häufig vergessen.
To-Do: Wenn Ihr Kollege Ihnen wieder einmal eine patzige Antwort gibt, können Sie davon ausgehen, dass es nicht an Ihnen liegt. Gerne macht man den Fehler, sich angegriffen zu fühlen und sich zu fragen, was man angestellt haben könnte. Tun Sie dies nicht. Es wäre zwecklos. Werden Sie sich stattdessen bewusst, dass Ihr Kollege wahrscheinlich ganz andere Probleme zu bewältigen hat, von denen Sie vermutlich schon gehört haben. Stellen Sie sich vor, wie Sie in seiner Situation reagieren würden. Machen Sie seine Probleme aber nicht zu Ihren!
Gestalten Sie Ihre Beziehungen
Zwischenmenschliche Beziehungen lassen sich durch Kommunikation und Handlungen definieren. Stellen Sie sich vor, Sie treffen auf einen neuen Mitarbeiter. Dieser fragt Sie, ob Sie Ihn ein Stück mitnehmen würden, da Sie in die gleiche Richtung fahren.
Hierbei gibt es 4 mögliche Antworten, in denen Sie:
- zu stimmen
- ablehnen
- ignorieren
- mit Einschränkung zu stimmen
Wenn Sie oft annehmen, ist das beziehungsfördernd, könnte aber dazu führen, dass Sie ausgenutzt werden. Lehnen Sie immer ab, entsteht keine Beziehung und ihr Mitarbeiter wird sich von Ihnen abwenden. Natürlich sollen Sie nicht täglich ihr ganzes Team nach Hause fahren. Sie werden im beruflichen Alltag zahlreiche Möglichkeiten finden, die Beziehung zu Ihren Mitarbeitern zu stärken, zum Beispiel durch Einladungen zum Plaudern, zum Kaffee oder durch den bloßen Umgangston.
To-Do: Versuchen Sie, auch wenn Sie viel beschäftigt sind, hin und wieder Ihre Beziehungen zu Freunden, Familie und Kollegen aktiv zu gestalten. So schärfen Sie Ihre soziale Kompetenz. Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz ist bewusst, dass zwischenmenschliche Beziehungen der Schlüssel zum Erfolg sind und sie arbeiten aktiv daran diese Beziehungen zu gestalten und zu stärken.
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